Wireless Pirat

aptX – was habt ihr vom verlustfreien Codec?

Technische Fachbegriffe sind fies. Es ist leicht, auf der Suche nach dem idealen Gerät davon geblendet zu werden.

Ein solcher Ausdruck ist auch aptX – ihr seid vielleicht schon mehrmals darüber gestolpert. Vielleicht auch im Zusammenhang mit der Behauptung, ‚dass das den Klang besser macht‘. Vielleicht auch auf Wirelesspirat! Aber ist was dran ?

An sich schon – aber es ist nicht so, dass nur weil aptX auf der Packung draufsteht, das Bluetooth Gerät automatisch besser klingt. Um wirklich alles von aptX zu haben, müsst ihr ein paar Dinge berücksichtigen, die ich in diesem Post erkläre.

Was ist überhaupt der aptX-Codec?

Um über Bluetooth ein Audio-Signal vom Sender zum Empfänger zu bringen,  braucht man einen Audio-Codec. Ein Codec ist dafür zuständig, das rohe Audio-Signal, z.B. die Musik, beim Sender zu komprimieren, die digitale Datei also kleiner zu machen.

Ein Codec, den ihr wohl kennt, ist MP3. Das Format ist besonders gut darin, die vielen Informationen, die ein Audio-Signal umfasst, in eine kompakte Form zu bringen. Ein Nachteil davon ist jedoch, dass ein Teil dieser Informationen – also ein Teil der im Originalformat hörbaren Musik – verloren geht.

Kurz gesagt: wenn ihr die Lieder auf einer Musik-CD zu MP3-Dateien macht, ist nicht mehr alles zu hören, was auf der CD zu hören gewesen wäre. MP3 ist ein also ein verlustbehafteter Audio-Codec.

aptX hingegen erlaubt eine nahezu verlustfreie Übertragung von Musik-Dateien über Bluetooth. Die Dateien werden effektiver und mit viel weniger Verlusten komprimiert, als beim Bluetooth Standard-Codec SBC.

Qualcomm, der Lizenzträger für den aptX Codec, behauptet, dass man damit über Bluetooth Musik „in CD Qualität“ hören kann.

Wieso ist das jetzt gut ?

Gehen wir einmal von dem Folgenden aus:

Ihr habt zu Hause einen gewöhnlichen Bluetooth Lautsprecher, ohne aptX. Eure Musiksammlung besteht aus MP3 Dateien, die ihr aus dem Internet geladen oder von einer CD gerippt habt. Ihr legt einen dieser Songs auf und streamt das ganze auf den Lautsprecher.

Klingt doch eigentlich nicht schlecht oder?

Zwischen der ursprünglichen Musik und dem, was aus dem Bluetooth Lautsprecher kommt, liegen aber zwei Kompressionen. Zunächst wurde die rohe Musik genommen und ins MP3 Format geschnürt, um eine kompakte Datei daraus zu machen. Dabei ist bereits ein Teil der hörbaren (und nicht hörbaren) Musik weggefallen.

Diese Datei wird dann über SBC (dem Standard-Codec für Bluetooth Streaming) vom PC zur Bluetooth Box übertragen – aber zuerst wird sie in ein noch kleineres Daten-Päckchen geschnürt. Noch mehr Klänge gehen verloren.

Nun kommt die Datei beim Lautsprecher an und wird wieder aufgemacht, also in Musik übersetzt. Durch die doppelte Kompression ging aber ein Teil der enthaltenen Information verloren. Was ihr hört ist die komprimierte Version einer bereits komprimierten Datei.

Ist das jetzt definitiv ein schlechterer Klang, als wenn ihr z.B. über CD an der Anlage gehört hättet?

Wenn ihr mit „schlecht“ weniger detaillreich meint, auf jeden Fall!

Das Lied ist noch dasselbe, ihr könnt auch noch alles ausmachen: die Bässe, Höhen und Mitten. Allerdings sind manche Klänge nicht mehr in ihrer vollen Auflösung da. Besonders auffällig finde ich persönlich Percussion – ein Song, bei dem man die Hi-Hat nur als müdes Zischen hört, anstatt, dass sie schön scheppert, liegt in aller Regel stark komprimiert vor.

Wieso sich damit zufrieden geben?

Weil ihr vielleicht nie einen Unterschied bemerkt habt.

Und wenn ihr den noch nicht bewusst wahrgenommen haben, fällt es schwer, auch ohne direkten Vergleich hinter die Facade einer verlustbehafteten Aufnahme zu blicken. Schult am besten euer Gehör indem ihr zwei Versionen desselben Liedes hört: eines mit einer Bitrate von <100kbps und eines mit einer >300kbps.

Die Bitrate misst, wieviel Information pro Sekunde in einer Datei steckt. Je höher der Wert, desto hochwertiger und verlustärmer ist euer Audio-File.

Ein Problem, das sich von selbst daraus ergibt ist, dass Speicherplatz vor allem am MP3 Player begrenzt ist. Wenn ihr eure gesamte Bibliothek an Musik digital mit euch tragt, wird es ein wenig eng, wenn ihr jeden Song hochauflösend gespeichert habt.

Deshalb wurden verlustreiche Audio-Codecs, wie MP3, auch beliebt. Für die Möglichkeit viel mehr Daten speichern zu können, nimmt man eine etwas geringere Auflösung gerne in Kauf. Das tun ihr übrigens auch dann, wenn ihr eure Fotos im JPG Format speichert.

Die meisten meiner Soundfiles sind MP3s – warum also Wert auf aptX legen?

Unabhängig davon, ob eure Dateien in einem verlustreichem Format vorliegen oder nicht, ist es immer besser, wenn sie bei der Bluetooth-Übertragung nicht ein weiteres mal komprimiert werden.

Anders gesagt: auch eure minderwertigsten Dateien klingen über aptX gestreamt besser, als wenn ihr sie über SBC abermals verkleinert.

Richtig gut merkt man den Unterschied allerdings erst bei etwas höher auflösenden Dateien. Bei einer Bitrate von 320kbps steht ihr zwar noch lange nicht an, hier hört ihr aber bereits deutlich mehr Musik, als bei 128kbps. Beide Bitrates sind recht üblich und verbreitet.

Ob ihr für eure Musik unterwegs lieber etwas mehr Platz auf der Platte habt und dafür geringere Qualität in Kauf nehmt, bleibt letztlich euch überlassen. In der Regel ist es natürlich sinnvoll, in der Mitte der beiden Extremen zu stehen. Eine mindest-Bitrate von 128 kbps lege ich allerding allen ans Herz.

Zu Hause macht es bei den günstigen Preisen für Festplattenspeicher allerdings mehr Sinn, hochauflösende Audio-Dateien zu lagern. Entsprechend interessanter ist auch die Option via aptX zu streamen – vor allem, wenn ihr nur über Bluetooth Musik hört.

Wenn ihr schließlich schon viel Speicher für Audio-Formate wie FLAC oder AAC habt, solltet ihr auch alles aus diesen Daten rausholen.

Alternative für iPhone Besitzer: AAC

Wer ein iPhone hat, muss für das Bluetooth Streaming auf aptX verzichten – hat aber die Möglichkeit auf den AAC zurück zugreifen. Dieser ist wie MP3 verlustbehaftet. Aber mit AAC-kompatiblen Bluetooth Geräten können AAC-Files in besserer Soundqualität als mit dem Standard-Codec (SBC) gestreamt werden.

Kommt zwar nicht ganz an aptX ran, ist aber allemal besser als der SBC – den man eigentlich immer um jeden Preis vermeiden sollte. Hier gibt’s auf Soundexpert ein Rating, das verschiedene Codecs miteinander vergleicht – SBC schneidet dabei beim Streaming mit 320 kbps sehr schlecht ab.

Fazit – aptX ja oder nein?

Kurzum: für mobile Geräte, wie Bluetooth Kopfhörer ist es wohl nicht zu wichtig, dass sie über den aptX Codec verfügen – meist legt man unterwegs nicht viel Wert auf die absolut beste Soundqualität. Möchtet ihr hingegen auch mal bequem auf der Couch liegen und eure Musiksammlung über eure Bluteooth Büchsen streamen, ist es gleich viel schöner, die Musik auch in einer vernünftigen Qualität ins Ohr zu bekommen.

Sprechen wir hingegen von Bluetooth Lautsprechern, ist es umso besser, wenn aptX an Bord ist. Neben AAC-Streaming ist das der einzige Weg, wirklich alles aus eurer Musik über Bluetooth rauszuholen. Darauf solltet ihr vor allem achten, wenn ihr etwas prestigeträchtigere Bluetooth-Lautsprecher kauft – also etwas mehr, als den kleinen Brüllwürfel für die Veranda.

Bedenkt allerdings: aptX müssen beide Geräte unterstüzten: der Sender (euer PC, Handy, …), wie auch der Empfänger (Kopfhörer, Lautsprecher,…) . Sonst fällt eure Bluetooth Verbindung automatisch auf den SBC zurück, um zu streamen. Prüfet also am besten, ob die Geräte, die ihr bereits besitzt, den Codec unterstützen.