Wireless Pirat

Sennheiser Urbanite XL Wireless Test – Premium Sound für Bassfreunde

Sennheiser Urbanite Wireless XL
ProduktnameSennheiser Urbanite XL Wireless
PreisHier auf Amazon prüfen
Reichweite10m laut Hersteller
Akkulaufzeitbis zu 25 Stunden laut Hersteller
Standby15 Tage laut Hersteller
Gewicht299g
BedienungsanleitungHier

Der Sennheiser Urbanite XL Wireless – mächtiger Sound und einmalige Verarbeitung

Audio-Gigant Sennheiser warf mit dem Urbanite Wireless XL einen Kopfhörer auf den Markt, der laut eigener Ansage den Club-Sound To Go bieten soll. Gemeint ist, dass man neben der klaren Soundqualität, für die Sennheiser bekannt ist, bei diesem Modell vor allem eins bekommt: Bass.

Das ist auch kein trügerisches Marketing, denn bassmäßig gibt es beim Urbanite mächtig was auf die Ohren. Mögt ihr eure Musik am liebsten mit kraftvollen Bässen gewürzt, dann kommt ihr mit ihm voll auf Ihre Kosten.

Viele Stimmen sehen im Konzept Urbanite vor allem Sennheisers Versuch die beliebten Beats-Kopfhörer zu untergraben. Eines schonmal vorweg: Wenn ihr mit den Plastik-Büchsen von Dre liebäugelt, spart euch lieber die rund 80 Euro, die die Studio 3 Wireless (aktueller Preis hier auf Amazon) mehr kosten und greift zum Urbanite. Allein schon wegen der deutlich besseren Verarbeitung.

Klang – präzise, detaillreich und sehr bassig

Das offensichtliche Steckenpferd des Sennheiser Urbanite Wireless XL ist natürlich seine Bassstärke. Die ist mächtig! Tieftöne schnurren mit ihm harmonisch dahin und haben sehr viel Detail. Auch bei komplizierteren Bass-Passagen, abseits von einseitigem bumm-bumm, hören sich die Bässe nicht nur kraftvoll, sondern vor allem präzise an. Wenn Bass euer Ding ist, entzückt der Urbanite in jedem Fall.

Der gute Bass bedeutet aber nicht, dass Höhen und Mitten schlecht wären. Beide zeigen sich genauso detailliert und präzise, wie der Bass. Auch überlagert der Bass die anderen Frequenzen nicht zu sehr, steht aber definitiv im Vordergrund. Musik, bei der Mitten und Höhen besonders elementar sind, klingt dann beim Urbanite nicht schlecht – aber hörbar anders.

Nimmt man einen Equalizer her und verstärkt die Höhen ein wenig, ohne den Rest zu verändern, klingen Höhen und Mitten viel offener. Ein kleiner linearer Anstieg von 1kHz – 16kHz wirkt dabei Wunder. Das ist aber wirklich nur dann nötig, wenn man mit der bassigen Soundsignatur bei manchen Songs nicht viel anfangen kann.

Eine weitere Sache, die der Urbanite gut macht ist die recht breite klangliche Bühne, die er zeichnet. Die Instrumente sind alle gut getrennt, wodurch man viele Details in seinen Lieblingssongs erkennt, die bei weniger wertigem Equipment nicht so rauskommen. Leichte Abzüge gibt es hingegen für die Sound-Isolation: wenn man moderat – laut hört, ist die Umgebung zwar klanglich ausgeblendet, aber der Sound, der aus dem Kopfhörer ausläuft ist in stilleren Räumlichkeiten deutlich hörbar.

Den Grund dafür vermute ich vor allem in den Velours-Ohrkissen. Während die für gewöhnlich den Klang etwas aufwerten, sind sie weniger gut isolierend, als z.B. Kunstleder-Kissen. Für daheim klarerweise prima – als Bluetooth Kopfhörer ist der Urbanite aber hauptsächlich für unterwegs geschaffen und darum sollte man sich überlegen, entsprechende Kunstleder-Kissen nachzurüsten.

Freispreicheinrichtung – funktioniert wie erwartet

Für einfache Telefonate ist die Freisprecheinrichtung des Urbanite gut geeignet – man hört das Gegenüber gut und auch wenn man mal in der Öffentlichkeit telefoniert, wird man verstanden. Natürlich gilt, wie immer, die Einschränkung, dass Bügelkopfhörer an sich keine gute Wahl sind, wenn es um das Telefonieren geht – da man die eigene Stimme nur vermummt hört, spricht es sich etwas eigenartig. Das kommt bei einem massiven Kopfhörer wie diesem etwas deutlicher raus.

Verbindung – unkompliziert, etwas geringe Reichweite

Die Bluetooth Verbindung ist im Handumdrehen hergestellt und wird bei Erfolg mit einem freundlichen „Connected!“ bestätigt. Angenehm ist der eigene Schalter für das manuelle Pairing, den nicht alle Bluetooth Kopfhörer haben. Verfügt man über ein NFC-Smartphone kann man dieses zum pairen auch einfach an die Ohrmuschel halten und dann am Display bestätigen.

Die Reichweite reicht zwar bei freier Sicht auf den Kopfhörer in etwa die angegebenen 10m, Wände schränken das aber ein. Mit zwei Wänden zwischen Notebook und Kopfhörer und ca. 7-8m Abstand, beginnt die Verbindung zu hacken – das reizt aber auch schon stark aus, was man von Bluetooth-Kopfhörern erwarten kann. Lautsprecher scheinen da generell etwas mehr Power zu haben.

Neben der Bluetooth-Verbindung kann man den Urbanite Wireless XL auch per Klinke anschließen – ein entsprechendes Kabel mit Fernbedienung und Mikrofon ist im Lieferumfang enthalten. Dieses hat auch eine Art Schraubverschluss, das den Stecker in der Buchse versperrt.

Mit Kabel kann der Kopfhörer natürlich auch dann betrieben werden, wenn der Akku einmal leer ist – was selten passieren wird. Wie auch bei anderen high-end Bluetooth Kopfhörern (wie z.B. Boses Soundlink wireless II), ist die Buchse am Kopfhörer mit 2,5mm dimensioniert. Möchte man also ein anderes Klinkenkabel verwenden, muss eines der Enden eben ein 2,5mm Klinkenstecker sein.

Steuerung – sensible Touch-Steuerung

Die Metall-Flächen an den Ohrmuscheln sind mehr, als zunächst den Anschein hat. Die linke ist die NFC-Zone, und die rechte für die Steuerung des Urbanite XL Wireless verantwortlich. Diese funktioniert allerdings etwas anders als die des Sennheiser PXC 550, der ebenfalls über eine Touch-Steuerung verfügt.

Die Lautstärke verstellen funktioniert sehr intuitiv. Hinauf wischen für lauter, hinunter für leiser. Auch als jemand der Tasten bevorzugt, fand ich die Lautstärke-Regelung angenehm präzise und reaktiv.

Um ein Lied zu pausieren oder Anruf anzunehmen tappt man einmal auf das Feld. Zweimal tappen überspringt ein Lied, dreimal tappen geht an den Anfang zurück. Hier hätte ich mir mehr das seitliche Wischen des erwähnten PXC 550 gewünscht. Das Tappen funktioniert zwar ganz gut, hat dann aber zur Folge, dass sich die Funktion auch beim Auf/Absetzen des Kopfhörers aktiviert. Doppel- und Dreifachtapp werden manchmal auch nur als einzelner Tapp registriert. Kein riesiges Problem, aber hoffentlich etwas, das beim Nachfolger verbessert wird.

Das schwarze Metall-Feld mit dem Sennheiser Logo wird zum steuern verwendet

Akku – so stark, wie es die Statur verspricht

Bis zu 25 Stunden gibt Sennheiser als Akku-Laufzeit an – machbar, wenn man im Schnitt auf 50% der Lautstärke hört. Die „Recharge Battery!“ Ansage bei niedrigem Strom wird man also so gut wie nie hören, wenn man bei normalem Gebrauch etwa einmal pro Woche den Akku lädt. Betreibt man den Urbanite mit einem iPhone bekommt man den aktuellen Ladestand sogar am Display angezeigt.

Zum Aufladen findet sich im Lieferumfang nur ein USB-Ladekabel. Dieses kann man natürlich am PC anschließen oder an einen Steckdosen-Adapter. Eine weitere Möglichkeit ist, das Netzgerät vom Smartphone zu verwenden.

Haptik – edle Werkstoffe gut verarbeitet

Neben der Bassstärke ist die edle Haptik eine weitere Sache, bei der der Urbanite große Maßstäbe setzt. Das Kopfband ist an der Oberseite mit einem Textil bezogen und genäht, die Unterseite ist gummiert – dadurch spart man sich die Polsterung, denn das Material ist nicht hart, wie Kunststoff oder Metall das wären.

Die Metall-Elemente an der Seite der Kopfhörer werten die Optik und Haptik deutlich auf. Ein besonderes Highlight finde ich hier die geschickte Lösung, die Sennheiser zum Verstellen der Größe fand: die kleinen Metall-Flächen, die auch für die Steuerung verantwortlich sind, können innerhalb des Alu-Rahmens stufenlos hinauf und hinuntergestellt werden. Das Kabel, das die Ohrmuscheln verbindet, zieht sich dann je nach Einstellung mehr oder weniger in die Ohrmuschel zurück.

Die Klapp-Funktion macht den massigen Kopfhörer zwar nur geringfügig weniger sperrig, ist dafür aber ebenso prima verarbeitet. Insgesamt wirkt der Urbanite außergewöhnlich robust – man könnte ihn wohl ein paar Mal fallen lassen, ohne dafür zu büßen.

Einen kleinen Abzug gibt es für die Ohrkissen. Die könnten etwas bequemer gepolstert sein. Zusammen mit dem etwas überdurchschnittlichen Gewicht von etwa 300g macht das den Urbanite nichtzwangsläufig unbequem. Man vergisst aber nicht so schnell, dass man Kopfhörer aufhat – er sitzt einfach merklich am Kopf. Sollte er etwas zu eng sein, könnt ihr ihn aber durch sachtes Dehnen des Kopfbandes (keine Sorge, das hält es locker aus) ein wenig lockern.

Unbedingt erwähnen muss ich ein winziges Detail, das mir besonders gefiel: an der Innenseite des Kopfbandes sind links drei erhabene Punkte angebracht. Diese kann man leicht ertasten und so den Kopfhörer immer richtig aufsetzen, ohne die R/L Zeichen suchen zu müssen. Finde ich eine subtile, aber geniale Lösung dieses Problems.

Die drei erhabenen Punkte – rechts im Bild auf der weißen Gummierung

Fazit – entweder man liebt ihn oder man wird es versuchen

Dieser Testbericht über den Sennheiser Urbanite Wireless XL ist wohl einer der längeren. Über den Kopfhörer gibt es auch viel zu sagen. Auch, wenn er vor allem bassig ist, kommen andere Frequenzbereiche immer noch klar und knackig rüber – vor allem mit entsprechender Anpassung im Equalizer. Designmäßig weiß er ebenfalls sehr zu beeindrucken – einzig die Touch-Steuerung könnte vielleicht nochmal überdacht werden.

Wenn man sich einen etwas teureren Kopfhörer wie den Urbanite kauft, muss natürlich alles passen. Das tut es bei ihm auch – allerdings kann ich mir vorstellen, dass er kein Kopfhörer für jedermann ist:

Ob er eine gute Wahl ist oder nicht hängt wohl vor allem davon ab, ob ihr Bässe genießen oder lieber einen vollkommen neutralen Sound hättet. Wenn ihr Bass-Fans seid, könnt ihr ruhig zugreifen oder zumindest mal reinhören. Andernfalls würde ich eher die Finger davon lassen.

Eine günstigere Alternative wäre der Sony MDR ZX 770BN. Er hat etwas weniger Bass, ist dafür aber rund 100 Euro günstiger und hat als kleines Extra Noise Cancelling an Bord.
Wie Eingangs schon erwähnt, solltet ihr euch bei einem Showdown zwischen Beats by Dr Dre und Sennheiser Urbanite für letzteren entscheiden. Der ist in aller Regel nicht nur rund 80 Euro günstiger (den aktuellen Preis könnt ihr hier prüfen), sondern er steckt die Konkurrenz klanglich locker weg und hat eine ähnliche bassige Soundsignatur.

Für einen ausgeglicheneren Sound in derselben Preislage und mit ähnlich viel Prestige, ist der Bose Soundlink Around Ear wireless II eine der ganz wenigen Alternativen. Der ist durch geringeres Gewicht auch ein wenig angenehmer zu tragen.

Den Urbanite XL Wireless könnt ihr jedenfalls hier auf Amazon kaufen.