Wireless Pirat

Der BenQ GV1 im Wohnzimmer-Test

BenQ GV1 Test

Auch Beamer werden mit dem Voranschreiten der Technologien immer kleiner. Und wenn sie zwar noch nicht ganz in die Hosentasche passen, gelingt es manchen Herstellern schon Geräte zu liefern, die ähnlich transportabel sind, wie eine herkömmliche PET-Flasche.

So auch BenQ aus Taiwan, die mit dem GV1 auf mich zukamen und um einen Test des Mini-Beamers baten. Zwar nicht mein üblicher Fokus hier auf Wirelesspirat – die Neugier auf das, was man so einem Teil abverlangen kann, führte dann aber doch zu meiner Zusage.

Tech Specs

Auflösung854 x 480px
Kompatibel mitVGA 640x480 bis Full-HD 1920x1080
Akku-Laufzeitbis zu 3 Stunden laut Hersteller
Kontrast100.000:1
Lumen200 ANSI Lumen
Verbindungen/Ports1x USB C, 1 x Ladeport
Wireless-Schnittstellen über Google Home (Android), Airplay (mac) und Chrome (PC)
Akku-Ladezeitca. 2 Stunden
Gewichtca. 700g
BenutzerhandbuchHier zum Download erhältilch

Wer hier den Vergleich zu ausgewachsenen Beamern herstellt, könnte zunächst enttäuscht sein.

Besonders die Auflösung klingt in Zeiten von 4K Fernsehern ein wenig mager.

Aber:

Davon solltet ihr euch nicht sofort abschrecken lassen. Zumindest ich war letztlich überrascht – dazu aber mehr weiter unten im Bericht.

Eine größere Einschränkung sehe ich in der Konnektivität. USB-C als einzige physische Schnittstelle ist anlog zu den neuen MacBooks von Apple ein wenig gewagt:

Eine Spielekonsole oder einen BluRay-Player bekommt ihr mangels fehlender HDMI-Konnektivität (noch) nicht angeschlossen. Auf Anfrage an den Hersteller, ob man mit entsprechenden Adaptern arbeiten könne, bekam ich die Auskunft, dass aktuelle HDMI auf USB-C Konverter noch nicht dafür geeignet sind – dies aber in naher Zukunft realisierbar sein sollte.

Wofür der BenQ GV1 gedacht ist

Manch eine Leserin fragt sich an der Stelle vielleicht wofür man denn überhaupt einen Beamer will, wenn er nicht unmittelbar per HDMI ansteuerbar ist.

Meine Augen sehen den GV1 nicht als den klassischen Beamer schlechthin, sondern als cleveres, zukunftsorientiertes Gadget, bei dem besonders die Portabilität im Mittelpunkt steht.

Dass man dafür die Vielzahl an Anschlussmöglichkeiten opfert und hauptsächlich auch drahtlose Übertragung setzt, finde ich eine gute Entscheidung der Produkt-Designer.

Sehr einleuchtend ist auch, dass der GV1 für das Streamen über Smartphones/Tablets/ ausgelegt ist. Die Zielgruppe ist damit auch ganz klar die Generation Netflix. Mit ZDF und RTL wird’s hingegen schwierig.

Die Haupteinsatzgebiete des BenQ GV1 sind also nicht die üppig ausgestattete Heimkino-Anlage oder der Projektor-Raum – sondern alle Orte, an denen man normalerweise keinen Zugriff auf einen Beamer hätte:

Denkt an einen Bluetooth-Lautsprecher. Der kann es stationär betrieben nicht mit der HiFi-Anlage aufnehmen, besticht aber durch einfachere Verbindung und den Umstand, dass ihr ihn überall betreiben könnt.

Persönlich habe ich ihn allerdings auch für den Alltagsgebrauch im Einsatz, was soweit hervorragend klappt. In unserer 8 Mann starken Game Of Thrones-Runde kommt der GV1 erstaunlich gut an – und ist im Anschluss leicht unterm Couchtisch verstaubar.

Funktionen des BenQ GV1

Neben der schon erwähnten USB-C Schnittstelle will ich hier noch meinen Senf zu den diversen drahtlosen Übertragungsmöglichkeiten geben.

Airplay und Screenshare

Mit beiden Anwendungen lässt sich der Smartphone- Bildschirm kabellos an die Wand werfen. Dafür muss man sich lediglich mit dem selben W-LAN verbinden, in dem der Beamer verbunden ist. Alternativ kann der Beamer auch eine direkte WLAN Verbindung zum Smartphone herstellen – dann kann man allerdings nur lokale Inhalte vom Smartphone wiedergeben.

Über die Screenshare-Funktion von Android projezieren hat mir etwa 3 Minuten an Recherche und App-Installation abverlangt – nicht schlimm, aber auch nicht intuitiv.

Mit Apple’s Airplay fand ich das wesentlich angenehmer – mein Schwager war binnen Sekunden mit dem Beamer verbunden.

Allein: abgesehen von der Urlaubsfoto-Schau (um Himmels Willen…) fielen mir wenige Gelegenheiten ein, zu denen ich mein Smartphone mit dem Beamer verbinden wollen würde.

Richtig praktisch wäre lediglich die Funktion, Netflix übers Handy zu streamen. Das klappt allerdings weder mit Airplay noch über Android – und ist mit dem jüngsten Firmware update ohnehin überflüssig, denn dafür gibt es mittlerweile eine bessere Lösung…

Der Aptoid Appstore

Der lässt einen direkt über den Beamer auf diverse Streaming-Dienste zugreifen.

Neben den Klassikern Netflix und YouTube finden sich auch exotischere Plattformen.

Um die jeweiligen Apps herunterladen zu können, müsst ihr allerdings zunächst in den Einstellungen Apps von Drittanbietern zulassen (dazu taucht allerdings automatisch ein Dialogfenster auf).

Etwas lästig ist hier lediglich die Steuerung über die kleine Fernbedienung, mit der man auch in den Apps die jeweiligen Suchbegriffe eintippen muss

Drahtlose Übertragung über PC

Um etwa vom Notebook oder dem Desktop-PC kabellos auf den GV1 zu streamen, muss man Google’s Chrome Browser verwenden.

Wer, wie ich, kein großer Freund davon ist, wird dieses Feature eher selten verwenden. Zumal man dann auch lediglich den Inhalt des Browsers streamen kann – was über das Smartphone oder im Falle von YouTube & co direkt über den Beamer selbst deutlich einfacher funktioniert.

Modernere Notebooks haben allerdings auch schon USB-C Schnittstellen, die auch als Displayport fungieren (Achtung: nicht jeder USB-C Ausgang ist gleichzeitig auch ein Displayport). Gleichzeitig lässt sich damit auch gleich der Sound über den eingebauten Lautsprecher des Beamers ausgeben.

Was mich zum nächsten Punkt bringt

Der Sound des GV1

Das ist schonmal eine Kategorie, die besser zu Wirelesspirat passt.

Der BenQ GV1 kann neben Bild über die eingebauten Lautsprecher auch Sound abspielen. Das passiert beim Streamen über Smartphone automatisch und kann bei den anderen Anschlussmöglichkeiten optional ausgewählt werden.

Auch eine Bluetooth-Schnittstelle ist an Board – ihr könnt ihn also wie einen herkömmlichen Bluetooth-Lautsprecher verwenden.

Der Sound ist nicht phänomenal, aber brauchbar – vergleichbar mit herkömmlichen eingebauten TV-Lautsprechern.

Fürs Streamen über Netflix am Beamer selbst oder übers Handy reicht das für die Zwecke des Beamers allemal aus. Für cineastischere Abende – wir machen das bei unserer GoT-Runde so – würde ich einen eigenen Lautsprecher empfehlen.

Mein Setup dazu ist der Dell XPS 13, den ich über USB-C am Beamer betreibe und den Sound via Bluetooth auf den JBL Charge 3 ausgebe.

Ein paar Worte zum Bild

Wie Eingangs erwähnt muss ich an dieser Stelle noch auf die Auflösung des Beamers zu sprechen kommen.

Wenn man versucht, Freunde zum Filmabend einzuladen, indem man nachschickt, dass man einen Beamer habe, kommt zunächst unweigerlich die Frage nach der Auflösung.

Mit 854x480px beeindruckt man da heutzutage praktisch niemanden mehr.

So ernüchternd das am Papier klingt, so erstaunt war ich dann allerdings über die Bildqualität.

…etwas schweirig, das auf einem Foto wiederzugeben – aber hier ist das Bild auf eine ca. 2,5mx2,5m große Wand projeziert. Abstand etwa 3m.

Klar, von Heimkino kann da nicht die Rede sein. Auffällig unscharf fand ich die Projektion aber auch nicht – sondern im Sitzabstand von etwa 3m durchaus genießbar.

Ich persönlich fand mich dann aber von der Idee, das Bild in variabler Größe auf die ganze Wand zu werfen, begeisterter, als von einem hochauflösenden Bildschirm, dessen Größe letzten Endes durch mein Budget begrenzt wird.

Zumal die kleine Box wesentlich weniger Platz frisst, als ein Fernseher mit all seinen Anschlüssen. Und ein Standortwechsel zwischen Wohn- und Schlafzimmer reibungslos funktioniert.

Einstellungen

Den Bildfokus stellt man selbsterklärend über ein Rädchen am Gerät selbst ein. Mein Tipp dazu: Text auf die Wand projezieren und so lange feinabstimmen, bis man ihn unangestrengt lesen kann.

Die automatische Trapezkorrektur ist richtig klasse – voxr allem, wenn man die Neigung der Projektion stark ausreizen muss. In den Einstellungen kann man bei Bedarf auch manuell nachjustieren.

Was die Helligkeits-Modi angeht, würde ich persönlich immer den möglichst hellsten empfehlen. Idealerweise also im Netzmodus betreiben. Im Akkumodus schwächelt die Box da etwas.

Fazit – eine klasse Box, mit Einschränkungen

Falls ihr den Artikel übersprungen habt um gleich das Fazit zu lesen, hier nochmal das Wichtigste zusammengefasst:

Auf letzteres will ich nochmal näher eingehen:

Wenn ihr sehr hohe Ansprüche an Auflösung und Sound stellt, wird der GV1 euch vermutlich nicht ganz zufriedenstellen können. Greift da lieber zu einer stationären Lösung oder seht den Pocket-Beamer als nette Extension eures bereits vorhandenen Setups.

Könnt ihr aber mit der 854x480px Auflösung (die, um das nochmal zu unterstreichen, dennoch nicht schal wirkt!) leben und wollt eine platzsparende, simple all-in-one Lösung, um hie und da einen lauschigen Netflix-Abend am Sofa zu verbringen, solltet ihr ihn euch auf jeden Fall mal ins Haus holen.

Vor allem seit der Aptoid-Appstore in die Firmware eingebunden wurde, ist die kleine Box wirklich stark, um mal eben unkompliziert die Wohnzimmerwand zur Leinwand zu machen.

Bonus, wenn ihr über ein Notebook mit USB-C Displayport verfügt – dann lässt sich auch der Sound noch extern abspielen.

Als potentiellen Nebenmarkt will ich auch noch erwähnt haben, dass kleinere Bildschirmpräsentationen – etwa in einem Meeting-Raum – definitiv auch ins Repertoire des GV1 gehören. Falls man mal wo Eindruck schinden möchte und mit seinem eigenen Beamer vorsprechen kommt.