Wireless Pirat

Sennheiser Momentum Wireless Test – lohnt es sich?

Sennheiser Momentum Wireless
ProduktnameSennheiser Momentum Wireless
PreisHier auf Amazon prüfen
Reichweite10m laut Hersteller
Akkulaufzeitbis zu 22 Stunden laut Hersteller
Standby15 Tage laut Hersteller
Gewicht240g
BedienungsanleitungHier

Der Sennheiser Momentum Wireless Around-Ear – Nobel-Design, Premium-Preis

Der Momentum Wireless von Sennheiser spricht nicht nur eine Premium-Designsprache sondern singt auch schöne Töne, die wohl vor allem anspruchsvolleren Ohren Lust auf Bluetooth-Kopfhörer machen sollen: während der günstigere Urbanite XL Wireless  eher im bass-betonten Beats-Markt fischen soll, scheint Sennheiser mit der Wireless-Serie des erfolgreichen Momentum eher auf eine Zielgruppe zu marketen, die Klarheit und Balance vom Sound erwartet. Gelingt gut und passt auch viel besser zum Audio-Urgestein aus Deutschland.

Vergleichbare Produkte in der Preisklasse

Der Momentum Wireless ist nicht der günstigste Kopfhörer, darum will die Anschaffung überlegt sein. Wenn ihr euch für ihn interessiert, solltet ihr also auch mal einen Blick auf vergleichbares werfen, bevor ihr ihn kauft. Alle drei sind auf einem sehr ähnlichen Preis-Level zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels. Als da wären:

Klang – große Bühne, ausgewogene Klänge

Klanglich kann man beim Momentum Wireless die typische Sennheiser Qualität erwarten: treu ihrer Verpflichtung zu möglichst neutralem und ausgeglichenem Sound, dominiert keines der Frequenzbänder den Klang besonders. Überzeugen können vor allem die Bässe – die reichen sehr tief hinunter und verlieren dabei nicht an Detail. Bassigere Lieder machen sie dabei knackiger und durchschlagskräftiger, während raffiniertere Töne, wie Kontrabässe stimmig schnurren.

Doch auch die Mitten und Höhen bringt er gut über die Bühne. Akkustische Gitarren und Gesang glänzen prächtig, High-hats scheppern, ohne, dass das Trommelfell beleidigt wird.

Ein weiteres Highlight ist die relativ große Sound-Bühne. Instrumente sind klar definiert und separiert, was vor allem bei klassischer Musik und großen Orchestern Spaß macht.

NoiseGard Active Noise cancelling

Sennheisers hauseigenes ANC ist auch beim Momentum Wireless 2 eingebaut und macht seine Sache gut. Vor allem gleichbleibende Geräusche, wie Motoren- oder andere Fahrgeräusche, werden damit bestens abgeschirmt. Damit kann man auch bei geringeren Lautstärken seine Musik genießen, wenn man z.B. in der Straßenbahn sitzt.

Unterhaltungen und alles andere, das schrill ist, hört man natürlich wie bei jedem noise cancelling weiterhin – wenn auch ein wenig pegelreduziert. Man stelle sich vor, das noise cancelling taucht einem die Ohren unter Wasser, nur ohne den unangenehmen Druck – in etwa so fühlt es sich an. Bloß, dass man es nach einiger Zeit nicht mehr wahrnimmt, sondern hauptsächlich dann, wenn man den Kopfhörer (und damit den NoiseGard) anschaltet.

Schade finde ich, dass man die Funktion im Bluetooth Betrieb nicht abdrehen kann. Das hätte den Akku geschont (der aber auch so phänomenal ist) und außerdem ist es schlichtweg nicht immer nötig. Dass das technisch möglich ist, beweist z.B. der Sony MDR ZX 770BN, der in einer günstigeren Preisklasse spielt.

Freisprecheinrichtung

Wer jetzt erwartet, dass die Freisprecheinrichtung hervorragend ist, bloß weil der restliche Kopfhörer brilliert, irrt bedauerlicherweise. Natürlich kann man damit telefonieren, aber bisweilen wird man weniger gut verstanden, als wenn man einfach über das Handy spricht. Zudem ist im Bluetooth Betrieb das noise cancelling an, was die eigene Stimme noch eigenartiger erscheinen lässt, als das mit aufgesetzten around-ear Kopfhörern nicht so schon der Fall ist.

Verbindung – Multipoint Bluetooth, NFC, Kabel

Die Bluetooth Verbindung hat Sennheiser, wie auch die Steuerung, sehr simpel gehalten. Der Momentum Wireless hat keinen dezidierten Bluetooth-Knopf oder Schalter. Stattdessen pairt er automatisch, wenn man ihn anschaltet.

Diese Automatisierung ist zwar praktisch, wenn alles gut geht (tut es auch die allermeiste Zeit), aber wenn man doch mal manuell in den Pairing Modus wechseln will, kommt man nicht umher, den Kopfhörer einmal aus und wieder einzuschalten.

Außerdem ist auch NFC an Bord, wodurch sich mit entsprechend ausgestattetem Smartphone der Pairing-Prozess sehr geradlinig gestaltet: Handy an die Ohrmuschel halten, bestätigen, fertig.

Ist man einmal verbunden, reicht die Verbindung in der Wohnung etwa 7-8 Meter mit einer Wand dazwischen, bevor sie zu schwächeln beginnt.

Neben der Bluetooth Verbindung kann natürlich auch per Kabel angeschlossen werden. Wie es sich bei High-End Kopfhörern scheinbar gehört, braucht man für den Anschluss ein 2,5mm auf 3,5mm Klinkenkabel – im Lieferumfang ist natürlich ein passendes dabei. Dieses kann man außerdem am Momentum Wireless mit einer Art Bajonettverschluss festschrauben. Finde ich eine prima Lösung, um ein irrtümliches Ausstecken zu verhindern, falls sich das Kabel mal an der Kleidung verheddert.

An Vielflieger hat Sennheiser ebenfalls gedacht und den aus dem Flugzeug bekannten Doppelklinkenstecker als Adapter beigelegt – so kann man auch im Flugzeug mit dem Momentum Wireless Musik hören.

Steuerung – Multifunktionstaste

Anders als bei den anderen High-End Sennheiser over-ear Kopfhörern (PXC 550 und Urbanite) verzichtet Sennheiser beim Momentum Wireless auf die Touchfeld-Bedienung.

Der Momentum Wireless übertreibt es allerdings auch nicht mit den Tasten – Ausschalten, +/- sowie Multifunktionstaste sind verbaut – allesamt an der rechten Ohrmuschel. Letztere steuert eine große Bandbreite an Dingen:

An den Multifunktionsknopf mag man sich erst ein wenig gewöhnen müssen, dann klappt es aber ohne Schwierigkeiten. Die simplifizierte Steuerung wird wohl vor allem wegen des stimmigen Gesamtkonzepts gewählt sein.

Ein wenig schade hingegen ist, dass beim Momentum Wireless keine Steuer-Extras wie man sie vom PXC 550 kennt, dabei sind – z.B. die Musik-Pausierung beim Abnehmen des Kopfhörers oder die Mikro-Verstärkung auf Knopfdruck.

Akku – hält, was er verspricht

Sennheiser spricht von bis zu 22 Stunden Musikgenuss und verspricht wie immer nicht zu viel. Bei moderater Lautstärke (etwa 50% im Schnitt) kommt man gut und gern so lange durch. Das ergibt bei gewöhnlichem Gebrauch etwa einmal in der Woche aufladen – per beigelegtem USB Kabel oder natürlich mit jedem gängigen Smartphone Ladekabel (micro USB).

Eine kleine Einschränkung: die Betriebs-Leuchte schaltet sich nach einiger Zeit ab, auch wenn der Kopfhörer noch an ist. Dadurch kann es schon mal vorkommen, dass man ihn im angedrehten Zustand liegen lässt, was auch Strom frisst. Besser wäre hier, wenn der Momentum sich irgendwann von selbst abschalten würde.

Haptik – solides Handwerk, angenehmer Tragekomfort

Was die Optik verspricht, wird beim Momentum Wireless von der Haptik erfüllt. Die Verarbeitung des Gehäuses, vor allem der Scharniere, ist, wie es sein soll, und man fragt sich, wieso das nicht auch bei günstigeren Kopfhörern drin ist. Vor allem der Kopfbügel, der mit Leder verkleidet ist, wirkt langlebig. Nicht weniger die Klappscharniere, mit denen man ihn etwas kleiner zusammenfalten kann – ein Bisschen sperrig ist er dann aber immer noch.

Die Ohrpolster sind besonders angenehm zu tragen. Das liegt zum einem an den memory-foam artigen Schaumstoffkissen. Die passen sich nicht nur außergewöhnlich gut an das an, gegen das sie gedrückt werden. Sie sind dazu auch noch besonders dick und mit Leder bezogen – beides trägt dazu bei, dass man den Kopfhörer nicht sehr stark spürt. Dazu trägt auch das eher geringe Gewicht bei. Der günstigere Sennheiser Urbanite XL ist deutlich schwerer und in Folge auch irgendwie merklicher wenn man ihn um die Ohren hat.

Der Verstellmechanismus für die Ohrmuscheln ist genial und ähnlich dem des Urbanite XL. Statt ein Metall/Plastik-Teil aus dem Gehäuse zu ziehen wenn man den Kopfhörer größer einstellen will, schiebt man die Ohrmuscheln nur entlang einer Stahl-Schiene auf und ab. Spricht nicht nur das Auge an – hält wohl auch länger, als eine Kunststoff-Lösung. Vor allem, wenn man den Kopfhörer unterwegs in der doch robusten Transporttasche aufbewahrt, die im Lieferumfang dabei ist.

Als etwas störend empfinde ich die zwei Kabel, die oberhalb der Lautsprecher herausragen. Das hat Sennheiser beim Urbanite XL optisch und auch mechanisch besser hinbekommen. Hier sehe ich fast schon eine Anfälligkeit für Hängenbleiben oder kleinere Schäden.

Fazit – für Soundfreunde und Retro-Design Enthusiasten

Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass die Aufmachung des Momentum Wireless viele Leute meiner Generation anspricht – verstehe aber auch, wenn genau das Gegenteil der Fall ist. Wenn ihr, wie ich, viel mit dem Design anfangen können und auf der Suche nach qualitativem Bluetooth-Sound seid, der weder basslastig noch schwach auf der Brust ist, ist der Momentum Wireless für euch – sofern ihr das nötige Kleingeld habt (hier könnt ihr den aktuellen Preis prüfen). Über das Pro und Contra von High End Bluetooth Kopfhörern habe ich ja bereits geschrieben.

Wer meint denselben Sound günstiger vom Sennheiser Urbanite XL Wireless zu bekommen, täuscht sich. Der ist eindeutig auf der bassigen Seite des Soundspektrums. Eine passendere günstigere Alternative wäre da eher der Bose Soundlink Around Ear Wireless II. Der hat zwar kein Noise Cancelling und ist aus Kunststoff, dafür aber prima isoliert und klingt hervorragend (sofern man kein erklärter Gegner der Bose-Soundsignatur ist).

Soll es noch günstiger werden, kommt der Sony MDR ZX770BN ins Spiel – Noise Cancelling, solider Klang (ganz leicht auf der bassigen Seite), ähnliche Akkuleistung.