
Den richtigen Kopfhörer zu finden, kann sich schwierig gestalten. Bei mir selbst hat es einige Gänge zum Elektronikmarkt und auch einige Austausche über Amazon gebraucht, bis ich ein Modell hatte, das alle für mich wichtigen Kriterien erfüllt. Die oberste Voraussetzung war, dass er sich kabellos per Bluetooth verbindet. Doch jeder Käufer hat unterschiedliche Vorstellungen und für manche mag ein Bluetooth Kopfhörer nicht das Gerät sein, das den meisten Mehrwert bietet. Darum möchte ich in diesem Beitrag ergründen, für welche Zwecke ein kabelloser Kopfhörer besser ist, als ein Bluetooth Kopfhörer.
Kopfhörer für den absolut besten Klang: immer kabelgebunden
Eine Sache gleich vorweg: wenn eure absolut höchste Priorität der bestmögliche Klang ist, führt kein Weg am Kabel vorbei. Eine Verbindung per Bluetooth bedeutet immer eine (immer geringer werdende) Einbuße in der Klangqualität. Für Otto Normalhörer ist das allerdings nicht weiter problematisch. Mit anderen Worten: die allermeisten würden den Unterschied nicht hören. Selbst wenn man den Unterschied bemerkt, ist er in Anbetracht der Vorteile, die man durch die Kabelfreiheit erhält, ein würdiger Kompromiss.
Außerdem sollte man bedenken, dass auch wenn man sich für einen hochwertigen Kabel-Kopfhörer entscheidet, damit nur die halbe Miete bezahlt ist. Um wirklich was davon zu haben, braucht man zusätzlich noch einen Kopfhörerverstärker.
Auch die Musik sollte nur aus hochwertigen Quellen stammen:- z.B. von einer CD oder einer verlustfreien Audio-Datei, wie FLAC oder ALAC. Das macht die Sache mit dem perfekten Sound zumindest unterwegs ziemlich unpraktisch. In der Regel könnt ihr euer Soundsystem nicht mit euch herumschleppen und werdet nur am Wohnzimmersessel wirklich in den Genuss kommen, klanglich alles aus der Musik rauszuholen.
Kurzum: solange ihr nicht die allerhöchsten Ansprüche an Klang habt und euch zu den „Audiophilen“ und HiFi-Freunden zählt, gibt es eine Fülle an Bluetooth-Kopfhörern, die euch mit ihrem Klang begeistern können. Und selbst wenn ihr euch zur Klang-Elite zählt, solltet ihr deshalb Bluetooth-Kopfhörer nicht abschreiben: für unterwegs ist die Kabelfreiheit ein wahrer Segen und mit Codecs wie aptX lässt sich auch annähernd verlustfrei übertragen.
Das abgehandelt fragt sich nun, wo für den durchschnittlichen Benutzer die jeweiligen Vorteile von kabelgebundenen und kabellosen Kopfhörern liegen.
Gebrauch zu Hause
Auch, wenn man meinen möchte, dass zu Hause ein Kabel kaum stört, hat auch ein Bluetooth Kopfhörer im Hausgebrauch seine Vorteile. Hier einmal eine Aufzählung an Szenarien, in denen beide Verbindungsarten besonders praktisch sind
Bluetooth:
- Hausarbeit: Wenn ihr z.B. gerade kocht oder aufräumt und euch dabei durchs Haus bewegt, kommt die Kabelfreiheit beim Musik hören gelegen. Wenn ihr über den PC hört, sollte er natürlich zentral platziert sein, um überall Empfang zu haben
- Fernsehen: Je nach dem, wie weit ihr vom Fernseher entfernt sitzt, ist eine Kabelverbindung irgendwann lächerlich umständlich. Mit einem Bluetooth-Transmitter ist jeder Fernseher ohne Bluetooth Funktion schnell aufgerüstet (wie man das macht und welche Geräte sich eignen habe ich in diesem Beitrag erklärt) und ihr könnt kabellos euren Film sehen, ohne andere im Raum zu beschallen.
Kabelgebunden:
- Musik: Nehmt ihr euch gerne einmal die Zeit, euch hinzusetzen und ganz der Musik zu widmen, wird das Kabel nicht besonders stören. Dazu kommt, dass schon günstigere kabelgebundene Modelle einen wirklich guten Klang bieten.
- Gaming mit Headset am PC: natürlich könnt ihr auch einen Bluetooth Kopfhörer als Headset verwenden – einfacher ist aber allein schon die Installation mit einem kabelgebundenen Gerät. Da man auch hier hauptsächlich sitzt, stört ein Kabel ebenfalls nicht. Darüberhinaus setzt eine Nutzung als Headset dem Akku eines Bluetooth Kopfhörers ziemlich zu – ein Problem, das man kabelgebunden nicht hat
- Musik über CD-Player, Stereoanlage,…: ganz klar, wenn ihr zu Hause über ein Gerät Musik hören möchtet, das kein Bluetooth unterstützt, bleibt nur der Griff zu einem kabelgebundenen Kopfhörer oder einem Bluetooth Transmitter – und ersteres ist wesentlich einfacher und günstiger zu bewerkstelligen.
Gebrauch unterwegs
Während zu Hause beide Verbindungsarten etwas für sich haben, ist der Einsatz unterwegs ein Heimspiel für den Bluetooth Kopfhörer. In fast allen Anwendungen unterwegs hat er die Nase deutlich vorne:
Bluetooth:
- Bahnfahrt: unterwegs in öffentlichen Verkehrsmitteln ist es viel praktischer, kein Kabel aus den Kopfhörern hängen zu haben. Damit läuft man nicht Gefahr, sich wo zu verheddern. Durch die Steuerung über den Kopfhörer selbst muss man auch nicht das Handy oder den MP 3 Player herauskramen, während man in einer engen Straßenbahn inmitten anderer Menschen steht.
- Sport: im Fitness Center oder beim Joggen ist es ein Segen, kabellos Musik zu hören. Ein Kabel kann bei schnellen Bewegungen (die sich beim Laufen nicht vermeiden lassen) an der Kleidung reiben und so ein unangenehmes Knistern verursachen. Steht man wiederum im Gym, ist das Kabel oft im Weg und kann sich verheddern oder herausgerissen werden
- Verschleiß: fast alle Kopfhörer, die ich bisher besaß, starben letztlich an einem Wackelkontakt im Klinkenstecker. Wer kundig ist und Fingerspitzengefühl besitzt, mag das beheben können – ich hingegen musste viele sonst einwandfreie Kopfhörer aufgeben, wenn der Stecker kaputt ging. Viel schlimmer ist, wenn die Buchse z.B. am Smartphone dasselbe Schicksal ereilt. Das Problem ist einem mit Bluetooth Kopfhörern vollkommen fremd.
Kabelgebunden:
- Längere Reisen: ein Vorteil kabelgebundener Kopfhörer wird dann offensichtlich, wenn man einmal länger unterwegs ist – man muss sie nicht aufladen. Allerdings muss man früher oder später seinen Mp3 Player/Handy laden – und die halten in der Regel nicht länger durch, als die meisten Bluetooth Kopfhörer, die im Schnitt gut 15 Stunden Spielzeit schaffen
Bluetooth oder Kabel: warum nicht beides?
Man darf bei allem Pro und Kontra einen wichtigen Punkt nicht außer Augen lassen: die meisten Bluetooth-Kopfhörer lassen sich auch mit Kabel betreiben. Vergleicht man Bluetooth-Modelle mit den exakt gleichen kabelgebundenen Gegenstücken (z.B. Sennheiser Momentum Wireless & Sennheiser Momentum), haben die reinen Kabelmodelle allerdings zumeist minimal besseren Sound. Probleme wie Kompatibilität hat man mit so einem Hybrid-Gerät wiederum nicht. Das wäre eine Art und Weise, einen vernünftigen Kompromiss aus den beiden Optionen zu schlagen.
Ein anderer Weg, das beste aus beiden Welten zu bekommen ist, sich einen Bluetooth Kopfhörer für unterwegs und einen kabelgebundenen für zu Hause anzuschaffen. Oftmals schafft ein einzelnes Gerät nicht alle für einen wichtigen Eigenschaften in sich zu vereinen. Je nach euren Prioritäten kann das unterschiedlich teuer werden – darum solltet ihr die zuerst klären und euch fragen, was euch wichtig ist:
Guter Klang bei beiden Geräten zu möglichst günstigem Preis:
Bluetooth:
Für gute Bluetooth Kopfhörer muss man leider immer ein wenig mehr auf den Tisch legen. Ab etwa 100 Euro ist man soundmäßig gut bedient und kommt in die Klasse der around-ear Kopfhörer. Mein persönlicher Favorit und Alltags-Kopfhörer ist der Sony MDR ZX77oBN – nicht weil er der absolut beste Bluetooth Kopfhörer ist, den es gibt. Sondern weil er den Preis-Leistungs Nagel für mich genau auf den Kopf traf: super Tragekomfort, guter Akku, toller Klang und als Extra noch Noise Cancelling.
Kabelgebunden:
Kabelgebundene Kopfhörer sind schon für einen sehr schmalen Taler zu haben – ein günstiges kabelgebundenes Modell, das nun schon ca. 10 Jahre am Markt ist und sich bewährt hat, ist der Sennheiser HD 201 (hier gibt es ihn meistens für ca. 20€ auf Amazon). Der bietet wunderbaren Sound für einen ruhigen Abend im Lehnsessel und hält sich über Jahre, wenn man sorgsam damit umgeht.

Die Kombo aus diesen beiden Kopfhörern versorgt euch einerseits mit gutem Klang unterwegs (und brauchbarem Noise Cancelling – perfekt für die Fahrt zur Arbeit oder die Flugreise) und lässt euch daheim auf einem überdurchschnittlich gutem Kopfhörer eure Musik auf CD oder von verlustfreien Audio-Dateien genießen, während der kabellose Kopfhörer für den nächsten Einsatz lädt.
Preis spielt keine Rolle – das Beste aus beiden Welten
Ich will mir an dieser Stelle nicht anmaßen die besten Kopfhörer zu küren, sondern mache stattdessen mal einige Vorschläge:
Bluetooth:
Spitzenreiter bei Bluetooth Kopfhörern wären der Sennheiser Momentum Wireless, der Parrot Zik 3.0 (hier auf Amazon) und der Bose Quiet Comfort 35 (hier auf Amazon). Allen drei ist gemein, dass sie über gutes Noise Cancelling verfügen, wobei Bose unangefochten die Nase dabei vorne hat. Benötigt ihr kein Noise Cancelling, ist es gar nicht so einfach, ein Modell zu finden, das hochwertig ist und entweder ohne NC ausgestattet ist oder es nur optional verbaut hat. Eine Möglichkeit wäre, auf den Bose Soundlink Around Ear Wireless II auszuweichen, der weitgehend dem Quiet Comfort 35 ähnelt, aber eben ohne Geräuschunterdrückung gebaut wird – dafür kostet er auch etwa 100 Euro weniger.
Kabelgebunden:
Für den besten Sound müssen unumstritten offene Kopfhörer her. Der Unterschied zu geschlossenen Kopfhörern ist, dass der Sound nicht isoliert wird, sondern (beabsichtigt) auch nach außen dringt. Die Bauweise erlaubt klanglich vor allem eine größere Bühne – also eine räumlichere Trennung der Instrumente und das Gefühl „im Sound“ zu stehen.
Beachtet dabei auf jeden Fall, dass ihr euch damit in der Straßenbahn keine Freunde machen werdet. Ein offener Kopfhörer schränkt euch also ziemlich auf den Gebrauch in den eigenen vier Wänden ein.
Beachtenswerte Modelle sind in dieser Kategorie vor allem der beyerdynamic DT 990 (hier auf Amazon zu sehen) und Sennheiser HD 600 (hier auf Amazon). Wichtig dabei: sie sind nicht für den Einsatz mit Handys/Mp3 Player etc. optimiert, sondern benötigen in der Regel einen Kopfhörerverstärker, um mit genügend Saft versorgt zu werden. Wirklich sinnvoll ist diese Anschaffung dann, wenn ihr über CD, Vinyl oder verlustfreie Dateiformate hört.Hört ihr hingegen nur MP3s wird der Klang zwar auch hochwertig sein, aber alles holt ihr damit nicht raus.
Das Sparpaket mit brauchbarer Qualität zum lumpigsten Preis
Wollt ihr hingegen wirklich mit dem knappesten Budget zu Rande kommen, empfehle ich eigentlich nur einen Bluetooth Kopfhörer zu kaufen.
Wenn wir mal in der Kategorie unter 100 Euro bleiben, müssen wir uns auf on-ear Kopfhörer beschränken. Da man bei vielen Kopfhörern auch ein Kabel anschließen kann, werden so gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen – z.B. mit einem August EP 650 oder einem CSL 450 LE. Beide wären für rund 50 Euro erhältlich und liefern annehmbare Klangqualität und Tragekomfort.
Wenn ein Bisschen mehr Budget drinnen ist, empfehle ich den Sony MBR ZX330BT für unterwegs und wiederum den Sennheiser HD 201 für zu Hause. Eine noch günstigere Altenrative zum Sony wäre der Skullcandy Uproar (hier auf Amazon), der im Budget-Sektor exzellente Arbeit leistet. Beide kann man nicht per Kabel bertreiben, als günstige portable Kopfhörer sind sie ihr Geld jedoch wert.
vorab danke für den ausführlichen Bericht, allerdings leuchtet mir nicht so ganz ein, warum BT Kopfhörer schlechter sein sollten als Kabelkopfhörer.
Mein Kenntnisstand: Quelle Digital, Kabel analog, BT digital
meine Schlussfolgerung: Kabel Verlust durch Umwandlung, BT kein Verlust
Störquellen bei Kabel: das komplette elektromagnetische Umfeld (außer das Kabel ist geschirmt und hat Masse)
Störmöglichkeiten BT: eher schlechter Codec und Reichweite, allerdings geht die Qualität nicht verloren, eher fängt es an zu „stottern“
Somit sollte der Klang theoretisch bei BT besser als bei Kabel sein.
Was macht nun die Klangqualität bei BT-Kopfhörer schlechter? Sind die Übeltäter die eingesetzten Codecs der einzelnen Hersteller? (Wäre ja ein FW ausreichend für besseren Klang) Wird das digitale Audiosignal erst analog und dann für BT wieder digital konvertiert (macht in meinen Augen kein Sinn, da BT nicht an Klinke angeschlossen wird)?
Hallo Ronny!
Vielen Dank für den Kommentar ! 🙂
Ich mutmaße hinsichtlich digital/analog mal nur aber: wenn ich ein MP3-File von einem PC via Kabel in die Kopfhörer schicke, ist dieses doch die ganze Zeit digital oder? Ein wirklich ursprünglich analoges Signal käme in dem Sinne doch nur aus einem Plattenspieler 🙂
Aber zu Bluetooth und den Grenzen seiner Qualität:
Die allermeisten Bluetooth-Audio-Geräte nutzen den SBC-Codec im A2DP-Profil. SBC ist verlustbehaftet (lossy), also kommt schon mal nicht die volle Bandbreite einer Audio-Datei mit ins Ohr.
Als Alternative dazu entwickelt Qualcomm seit einiger Zeit aptX – auch ein Codec (mehr dazu hier), mit dem die Übetragung allerdings verlustfrei passieren soll. Laut Qualcomm in „CD Qualität“ – was auch immer sie damit meinen 🙂 Vermutlich, dass die maximale Bit-rate der einer CD sehr nahe kommt.
Manche Geräte können außerdem AAC-Audiodateien verlustfrei übertragen.
Ich persönlich würde mich nicht als audiophil oder HiFi-Kenner bezeichnen. Aber auch ich merke bei ein- und dem selben Gerät schon Unterschiede zwischen SBC und aptX.
Klingen aptX Kopfhörer nun gleich gut wie Kabel-Kopfhörer?
Kommt natürlich auf das jeweilige Modell an. Mag sein, dass man aus einem BT-Kopfhörer mit aptX genauso guten Sound rausholen kann. Allerdings kenne ich keinen einzigen offen gebauten BT-Kopfhörer. Und offene Kopfhörer – da ist man sich weitgehend einig – haben die besten Klangeigenschaften.
Allerdings
würde ich in der Frage, welcher Kopfhörer am besten klingt, nicht irgendeiner Internet-Community oder „Experten“ vertrauen. Auch nicht dem, was ich hier grob auf Wirelesspirat beschreibe. Sondern einfach deinen eigenen Ohren. Wenn ein Sound für dich gut klingt, dann lässt sich sowieso nicht an dieser Tatsache rütteln oder? 😀
Tom, das ist nicht ganz richtig. Bevor ein Tonsignal das Ausgabegerät über ein Kabel verlässt (PC, Telefon…) wird es immer in ein analoges Signal umgewandelt (-> Siehe Digital-Analog-Converter; DAC). Eine Ausnahme bilden hier digitale Übertragungsweisen wie der optische Toslink.
Jeder Kopfhörertreiber (und auch generell jeder „normale“ elektrodynamische Lautsprecher) benötigt ein analoges Signal. Damit wird schließlich der Magnet unter Spannung gesetzt, der die Spule antreibt.
In jedem Fall also muss ein analoges Signal her. Bluetooth-Kopfhörer haben den DAC intern verbaut, wandeln das digitale Bluetooth-Signal also selbst in ein analoges um.
Der Vorteil von kabelgebundenen Lösungen kann hier sein: Durch mehr Platz beispielsweise auf einer PC-Soundkarte oder einem externen Verstärker bekommt man deutlich höherwertige DAC-Lösungen verbaut, als in einer Hörermuschel. Eine gute PC-Soundkarte (Asus Essence STX II beispielsweise) wird bei der Umwandlung eines digitalen Signals in ein analoges eine höhrere Qualität erzielen, als es ein Kopfhörer kann. Umgekehrt kann in einem billigen Telefon oder MP3-Player natürlich auch eine minderwertigere Lösung verbaut sein, als in einem guten Bluetooth-Kopfhörer.
Das Problem des Qualitätsverlustes resultiert hingegen aus der Konvertierung des Materials. Jeder Bluetooth-Sender muss Material (das beispielsweise als FLAC, MP3 oder OGG vorliegt) umwandeln in das Format, dass Bluetooth-geeignet ist und vom Kopfhörer verarbeitet werden kann -> aptX, aptX HD, AAC etc… Durch die Umwandlung geht wie von Dir richtig beschrieben Qualität verloren.